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Aushangaktion zum Zusammenhang von häuslicher Gewalt, Wohnungsnot und fehlenden Schutzplätzen

Frauenobdach KARLA 51

Betroffene berichten

Zum Schutz der Frauen wurden Angaben und Stimmen anonymisiert.

Elena, 32 Jahre

Jana, 29 Jahre

Cathy, 36 Jahre

Yasmina, 26 Jahre

Zur (partnerschaftlichen) Gewalt an Frauen* in Deutschland

Der gefährlichste Ort für Frauen* ist gefühlt eine dunkle Gasse oder ein Parkplatz in der Nacht. Die kalten Zahlen sprechen eine andere Sprache: Es ist ihr Zuhause.

– 365 Tage – 117 tote Frauen: Jeden dritten Tag tötet ein Mann seine Partnerin.
– 32 Frauen werden jeden Tag von ihrem (Ex-)Partner gefährlich körperverletzt.
– Fast jeden Tag wird eine Frau Opfer von Mord und Totschlag durch ihren Partner.1
– 81 % der Opfer partnerschaftlicher Gewalt sind weiblich.2

Gewalt kann Jede treffen:

– Jede dritte Frau* in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen.
– Jede vierte Frau* wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner.
Betroffen sind Frauen* aller sozialer Schichten.2

Und wie hoch ist die Dunkelziffer?

Der strukturelle Charakter von Gewalt gegen Frauen* offenbart sich auch in der hohen Dunkelziffer. Partnerschaftliche Gewalt wird immer noch zu häufig als „Privatsache“, als Handlung am Eigentum – der „eigenen“ Frau und Familie – abgetan. Dadurch bleibt partnerschaftliche Gewalt oft unsichtbar und wird nicht geahndet.

Sieben Frauen pro Stunde werden in Deutschland Opfer einer Vergewaltigung. Eine solche wird jedoch nur in etwa 15 % der Fälle angezeigt – unter anderem wegen der geringen Erfolgsaussichten eines Gerichtsprozesses: In nur ca. 8 % der angezeigten Fälle kommt es zu einer Verurteilung. 92 % der Anzeigen werden hingegen fallen gelassen – meist aufgrund mangelnder Beweislast. Das heißt: Bei 1000 Vergewaltigungen an Frauen, von denen 150 angezeigt werden, werden lediglich 12 Täter verurteilt. 3, 4, 5

Zur Wohnungsnot in München

– 13.200 Haushalte sind sozialwohnungssuchend
– 3.400 Anträge kommen jeden Monat dazu
– 3.500 Sozialwohnungen können jährlich vergeben werden6

Im Gegensatz dazu: 25.000 private Wohnungen stehen in München längerfristig – und damit illegal – leer.7

„Viele Frauen bleiben in der Wohnung trotz der Gewaltsituation – aus Angst vor drohender Wohnungslosigkeit.“

Caroline Beckmann, stellvertrende Leiterin der Frauenhilfe München

83 % der Frauen im Frauenhaus der Frauenhilfe München litten über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr unter der Gewalt. 28 % davon sogar länger als fünf Jahre.8

Nach wie vor ist es so, dass meist die Täter in den Wohnungen verbleiben und die Opfer nicht nur ihren Wohnplatz, sondern u.U. auch Arbeits-, Schul- oder Kinderbetreuungsplätze aufgeben müssen.

Angesichts der Wohnraumknappheit in München wird die existenzielle Notlage wohnungsloser Frauen* wiederum oft in prekären Wohnungs- oder Untermietverhältnissen ausgenutzt: Betroffene müssen auf engstem Raum zu hohen Mietpreisen leben und im Rahmen von Untermietverhältnissen kommt es häufig erneut zu gewaltvollen Übergriffen.

Was wir wollen

Gewalt an Frauen* ist keine Naturkatastrophe – sie kann verhindert werden.
Machen Sie sich kundig.
Übernehmen Sie Verantwortung.
Schauen Sie nicht weg.

Zu unserer Aktion

Im Frauenobdach KARLA 51 fragen fast täglich Frauen mit und ohne Kinder nach einem Schlafplatz, nachdem sie sich gezwungen sahen, die Familienwohnung aufgrund von Gewalt zu verlassen.

Unsere Wohnungsgesuche und -angebote sind aus der Realität dieser Frauen gegriffen.

Aus der Not heraus, und weil sie ihre Mütter durch die Gewalt so herabgesetzt sehen, übernehmen Kinder häufig (zu) große Verantwortung für ihre Mütter.

Quellen:

(1) Bundeskriminalamt (2020): Partnerschaftsgewalt. Kriminalstatistische Auswertung – Berichtsjahr 2019. URL: https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndLagebilder/Partnerschaftsgewalt/Partnerschaftsgewalt_2019.html;jsessionid=27B79F284D6B5219AC00993CE1C4080C.live2301?nn=63476 [letzter Zugriff: 14.11.2021].

(2) BMFSFJ (2020): Häusliche Gewalt. URL: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/haeusliche-gewalt/haeusliche-gewalt-80642 [letzter Zugriff:12.11.21].

(3) BMFSFJ (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. URL: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/84328/3bc38377b11cf9ebb2dcac9a8dc37b67/langfassung-studie-frauen-teil-eins-data.pdf [letzter Zugriff: 14.11.2021].

(4) Hellmann, Deborah (2014): Repräsentativbefragung zu Viktimisierungserfahrungen in Deutschland. URL: https://kfn.de/wp-content/uploads/Forschungsberichte/FB_122.pdf [letzter Zugriff: 14.11.2021].

(5) Elz, Jutta (2017): Verurteilungsquoten und Einstellungsgründe. Was wissen wir tatsächlich? In: Rettenberger, Martin; Dessecker, Axel: Sexuelle Gewalt als Herausforderung für Gesellschaft und Recht. Wiesbaden. S. 117 – 141. URL: https://www.krimz.de/fileadmin/dateiablage/E-Publikationen/KUP72-Elz.pdf [letzter Zugriff: 14.11.2021].

(6) Sozialreferat München – Soziale Wohnraumversorgung (2021): SOWON – Wissenswertes für Fachkräfte. Vortrag. Online: 06.05.2021.

(7) Kastner, Bernd (2021, 24.April): Stromzähler als Spione. Süddeutsche Zeitung. URL: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-leerstand-linke-massnahmen-1.5273851?reduced=true [letzter Zugriff: 14.11.2021].

(8) Loerzer, Sven (2019, 26. März): Aus Angst vor Wohnungslosigkeit: Frauen ertragen oft jahrelang Demütigung und Schläge. Süddeutsche Zeitung. URL: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/gewalt-partnerschaft-frauen-1.4382049 [letzter Zugriff: 14.11.2021].